Donnerstag, 26. April 2012

10 Tage ohne Internet überlebt.

Was soll ich sagen. Es ist tatsächlich gut ausgegangen. 10 Tage hatte ich kein Internet. 240 Stunden war ich nicht mit dem Rest der Welt verbunden: kein Facebook, kein Blog, keine Mails checken, kein Google, keine Wettervorhersagen abrufen - nada - nichts dergleichen! Und dennoch (und vll gerade deswegen) hatte ich einen ruhigen, besonnen Urlaub, in dem ich BÜCHER an Stelle von Blog gelesen habe. Grüne Angelegenheit!


Es gab Momente, da wäre ich fast an die Decke gegangen. Ich hatte das Gefühl, das Leben findet ohne mich statt, ich verpasse lebenswichtige Neuigkeiten, es beschlich mich auf einmal das Gefühl, Medienfirmen würden sich innerhalb einer Woche auf Bewerbungen melden - was sich natürlich als Unsinn herausgestellt hat - warum sollten sie das tun. Das grenzte ja an ein Wunder. Dennoch, manchmal war ich diesbezüglich unglaublich nervös. 

Man wundert sich - sollte es in Europa tatsächlich einen Ort ohne Internet geben? Die Antwort ist: ja. Vermutlich einen einzigen. Und genau an dem machen meine Eltern regelmäßig Urlaub. Nach dem Bachelorstress dachte ich mir, gönn ich mir ein wenig Erholung bevor das Zukunftsplanungs-Chaos beginnt. Mutig wie ich war, dachte ich: Erholung = kein Internet. Ha! Das ich nicht lache. Es war vermutlich der falsche Zeitpunkt in meinem Leben für eine Internet-lose Zeit. 
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass es ganz angenehm war, andere Fotomotive vor die Linse zu bekommen. Auch wenn ich gestehen muss - die Naturfotografie wird nicht mein Freund. Ich werde es niemals schaffen, mich derart über eine seltene Orchidee zu freuen, dass ich stundenlang jedes einzelne der 140 Exemplare in den aller möglichsten Positionen zu Fotografieren. Ich bin der Menschen-Typ und der Atmosphären-Freund. Und meinetwegen der Avantgarde-Fan. Aber Naturfotografie? Das überlasse ich anderen.

Zudem spielte das Wetter nicht wirklich mit. Ich habe das erste Mal in meinem Leben tagtäglich richtiges Aprilwetter zu spüren bekommen. Heißt: yeah! Sonne! Oh, Regen! Huch, plötzlich Hagel. Ahhh…jetzt wieder Sonne - dann wieder Regen, Hagel, Wind, Sonne. Was denn nun? 
Das Wetter unterstütze jedenfalls meine Lesewut. Ich musste mich sogar bremsen, ich hatte zunächst nur ein Buch dabei (wie dumm von mir), das so großartig war, dass ich Sorge hatte, es zu schnell ausgelesen zu haben. Dann hätten mir 8-7 Tage lesefreie Zeit bevorgestanden - und ich erinnere an dieser Stelle: es.gab.kein.Internet.



In meiner Erforschung des Geländes, entdeckte ich tatsächlich zwei weitere Bücher, die niemals an "Die Bücherdiebin" heranreichen würden. Aber besser als nichts. Und so bestanden meine Ferien aus Lesen, Schlafen, Kamin anheizen, Kochen und Fotografieren. Durchaus meditativ...

Des Weiteren war es herrlich mal wieder ein paar französisch Vokabeln hervorzukramen (obwohl ich auf Kriegsfuß mit dieser Sprache stehe). Es kam doch zu einigen sehr amüsanten Situationen mit meinen Eltern, die diese Sprache genauso beherrschen wie ich. (Wer erfindet auch eine Sprache, bei der man nur die hälfte der geschriebenen Buchstaben ausspricht und einer Grammatik, die nicht komplizierter sein könnte?). Es gab fantastisches Essen. Ich habe mich an mindestens 10 verschiedenen Käsesorten gütlich getan, es gab Erdbeeren, Artischocken, grünen Spargel und frisches, echtes Baguette. Die Umgebung war ruhig, wir haben in dem wohl tollsten schlossähnlichen Gebäude mehr oder weniger alleine gelebt, vor uns direkt Wald und Park (privat - sei hier erwähnt)  - traumhaft.


Ich hatte den Luxus mit mindestens fünft verschiedenen Objektiven zu fotografieren und erwähnte ich schon die Tatsache, dass Franzosen für das Frühstück "petit déjeuner"-Kekse im Supermarkt haben? Mit Schokostückchen? Und die beste Blaubeermarmelade habe sie auch! Dann ist es auch völlig ok mal kein Internet zu haben. 

Den Wein aus dem Burgund finde ich persönlich äußerst ungenießbar. Ja, ich weiß - er muss so trocken und sauer sein. Das ist typisch für ihn. brr…dabei hatte ich mich so sehr auf tollen französischen Rotwein gefreut. Gott sei Dank ist der hiesige Sekt vorzüglich und dank der Crème de Cassis war auch dieser fast rot. 

Summa sumarum war es ein zum Teil sehr typischer Familienurlaub bei uns (meine Eltern, die sich darüber in die Haare kriegen, wer wann welche Schlange gefunden hat), ich, die stattdessen regelmäßig mit zu wandern eher ein Buch nach dem anderen liest und (mein Vater schlägt die Hand vor den Kopf) auch gerne ohne Stativ fotografiert. Und zum anderen Teil ein wirklich kleines Abenteuer, in der Abgeschiedenheit eines frankophonen Landes zu überleben, ohne die Sprache perfekt zu beherrschen. Alles ist gut, alles ist wie immer! Naja, ein paar mehr Vokabeln befinden sich wieder in den vorderen Gehirnwindungen. 

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